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Affhüppen-Kapelle

51.9483, 8.01967

Standort:
Nähe Gutshof Gerbaulet, Vohren 1
Ort:
Datierung:
1856
Art:
Kapelle
Künstler:

Emil von Manger

Besitzer:

Pfarrei St. Laurentius Warendorf

Denkmalliste:

Denkmalliste Warendorf, Nr. 200

Mit schöner Regelmäßigkeit findet die vor dem Osttor von Warendorf südlich der
B 64 gelegene Affhüppenkapelle die Aufmerksamkeit interessierter Zeitgenossen. Die heute neben dem Miele-Werk liegende neugotische Kapelle war ursprünglich die Hofkapelle des nahen Gutes Affhüppe (heute Gerbaulet). Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Kreises Warendorf, bearbeitet von Dr. J. B. Nordhoff, Münster 1886, enthalten ganze zwei Sätze über die Kapelle: „Alles überragt eine freundliche Kapelle am Platze des Hofes Afhüppe. Das Fachwerk der alten Kapelle hat nach der Zeichnung des Herrn von Manger 1856/58 ein neugothischer Steinbau in Kreuzform mit schlankem Westturm verdrängt.“ Im Band Kreis Warendorf der „Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen“ (Münster, 1936, Seite 465) wird die Kapelle auch nur knapp genannt: „Die Affhüppen-Kapelle vor dem Osttor. Schon 1695 wird eine Kapelle auf dem Gutshof zu Affhüppen erwähnt. 1710 wurde dort eine Kapelle zu Ehren der Gottesmutter und des hl. Antonius von Padua eingeweiht. An deren Stelle wurde in den 50er Jahren des 19. Jh. nach Plänen des Baumeisters v. Manger die heutige Kapelle mit Turm erbaut, ein neugotischer Backsteinbau.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Neugotik wenig Beachtung und Wertschätzung. Werke, die sie hervorgebracht hatte, wurden Mitte des 20. Jahrhunderts wie in einem Bildersturm wieder zerstört. So entging auch die Affhüppenkapelle nach dem Einspruch des Landesdenkmalamtes nur knapp diesem Schicksal.

Wilhelm Zuhorn hat die Geschichte der Kapelle und ihrer Vorgängerbauten im zweiten Band der Kirchengeschichte der Stadt Warendorf (Warendorf, 1920, Seite 118 ff.) eingehend beschrieben: „An Stelle der bisherigen kleinen Kapelle ließ dann, etwas östlich davon, die Witwe des Meiers Johann Heinrich Affhüppe, Maria Katharina geb. Schulze ter Oeverst, wenige Jahre vor ihrem Tode (1857) die jetzige große neugotische Kapelle mit schlankem Westturm nach Plänen des Baumeisters Emil von Manger mit großem Kostenaufwande erbauen. Infolge späterer Abmachungen zwischen dem Schwiegersohn der Stifterin, dem Mühlenherrn Anton Scheffer-Boichorst zu Waren-dorf, und dem Bischofe fielen die Kapelle und die mit ihr verbundenen Stiftungen an den Bischöflichen Stuhl.“

Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Kapelle nicht mehr genutzt; sie verfiel zusehends und viel von ihrer Innenausstattung wurde gestohlen. Max Gerbaulet brachte einiges in Sicherheit, was heute in der Familie aufgehoben wird. Andere Kunst- und Kultgegenstände werden in der Pfarrkirche St. Laurentius aufbewahrt und gebraucht.

Der Bischöfliche Stuhl, der etwa 100 Jahre Eigentümer war, übertrug die Kapelle am 10. Januar 1967 schenkungsweise an die Kirchengemeinde St. Laurentius. Zusammen mit dem Bauamt des Bischöflichen Generalvikariates veranlasste der Kirchenvorstand notwendige Renovierungsarbeiten. So wurde in den Jahren 1963/64, 1971/72, 1990 und 1992 mit erheblichen öffentlichen und kirchlichen Mitteln das Gebäude gesichert, damit keine weiteren Schäden entstehen. Zudem wurde die Kapelle so gesichert, dass Einbrüche, die sich ohnehin nicht lohnen, nicht mehr möglich sind. Seit vielen Jahren wird die Kapelle als Depot für kirchliche Ausstattungsstücke (alte Beichtstühle, Kirchenbänke, verwitterte Sandsteinplastiken u.a.) genutzt.

Am 4. September 1991 fand im Pfarrhaus von St. Laurentius ein Gespräch statt, in dem die Pfarrei gemeinsam mit der Stadt Warendorf, mit dem Bischöflichen Generalvikariat und dem Landesdenkmalamt in Münster nach einer langfristigen und dauerhaften Lösung für die Kapelle suchte. Dieses Gespräch führte zu dem Ergebnis, sie weiterhin als Depot zu nutzen und durch geeignete Maßnahmen dafür zu sorgen, dass die Kapelle in ihrer Substanz erhalten bleiben kann. Anwesend war auch der am 27. April 1994 verstorbene Besitzer von Gut Affhüppe, Max Gerbaulet, der mit regem Interesse die Bemühungen um die Kapelle unterstützte und wiederholt seine Hilfsbereitschaft unter Beweis gestellt hatte. An dieser Stelle darf auch mit Dankbarkeit erwähnt werden, dass auf seine Anregung hin die Firma Miele seit vielen Jahren die Pflege der Außenanlagen übernommen hat. Am 27. Dezember 1990 wurde die Kapelle in die Denkmalliste der Stadt Warendorf eingetragen.

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